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23. Januar 2024, 08:30 Uhr
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Vor hundert Jahren: Ostfrieslands erste elektrische Straßenlaternen leuchten auf Norderney

Die Insel war Vorreiter bei der Umstellung von Gas auf Elektrik

Vor hundert Jahren: Ostfrieslands erste elektrische Straßenlaternen leuchten auf Norderney

Norderney Was für uns heute eine Selbstverständlichkeit ist, war vor 100 Jahren eine technische Entwicklung der Moderne: Elektrisches Licht in den Straßen auf Norderney. Man mag es kaum glauben, aber erst 1924 wurde die Umstellung der Straßenbeleuchtung auf Elektrizität und damit die Ausgestaltung der Straßenbeleuchtung auf der Insel erst möglich.

Das lässt sich aus der Chronik der Stadtwerke Norderney ablesen. Demnach leuchteten die ersten elektrischen Lampen Ostfrieslands ausgerechnet auf Norderney. Hier wurde die Einführung elektrischer Beleuchtung vor dem Hintergrund einer Verbesserung der Konkurrenzfähigkeit des Seebades Norderney gegenüber der benachbarten Konkurrenz in Belgien und den Niederlanden diskutiert. Wurde das Anliegen einiger weniger Kurgäste auf der Insel im Jahre 1886 noch als „Luxusbegehren“ angesehen und eher spöttisch verachtet, konnte man die Entwicklung trotzdem nicht aufhalten. Schon ein Jahr später fand der Wunsch in einer Resolution der Staatsregierung ein nachhaltiges und weitreichendes Echo. In einigen luxuriösen Betrieben jener Zeit waren schon die Voraussetzungen für die elektrische Beleuchtung erforderlichen Anlagen geschaffen worden. So titulierte die Norderneyer Badezeitung vom 7. März 1888: „Die Firma Wunderlich und Hermann aus Hannover hat die Herstellung für elektrisches Licht für die Hotels Schuchardt, Bellevue und Kaiserhof sowie für die Giftbude übernommen“.

Norderney hatte also Privilegien, von denen man anderswo im Kaiserreich nur träumen durfte. „Vor den Hotels werden je zwei Bogenlichter zu 800 Kerzen Leuchtkraft in einer Höhe von sieben Metern angebracht“, so hörte sich das im Bürokratendeutsch im ausgehenden 19. Jahrhundert an, wie man aus der Chronik der Stadtwerke weiter entnehmen kann.

Um den Strom für die Beleuchtung generieren zu können, benötigten die Hotelbetriebe kleine Kraftwerke. So befand sich dieses für das Hotel Kaiserhof mit der Giftbude damals in der Goebenstraße, ungefähr dort wo sich in der heutigen Zeit die katholische Kurkirche Stella Maris befindet. Über Freileitung wurde der Strom dann in Richtung Hotelkomplex geleitet. Zum Ende des Jahres 1889 hatte die „Königliche Badeverwaltung“ die arbeitsintensiven Tätigkeiten für die elektrische Beleuchtung der Kurhausbetriebe und der Promenade abschließen können. Hier hatte man das Stromkraftwerk etwas westlich des Kurhauses im Anschluss an das alte Badehaus errichtet. In den normalen Privathaushalten blieben Petroleumlicht und Gasglühlicht die verwendeten Lichtquellen. Auch für die Straßenbeleuchtung der Insel kam das Gasglühlicht bis eben der Umstellung in 1924 auf elektrisches Licht zum Einsatz. Um kein eigenes Elektrizitätswerk bauen zu müssen, entschloss man sich auf Norderney ganz auf eine Überlandversorgung zu setzen. Die Verlegung der Kabel wurde mit flachgehenden Frachtschiffen erst möglich gemacht. Letztendlich war es der steigende Strombedarf auf der Insel, der die Umstellung der Straßenbeleuchtung beschleunigte. (jva)

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