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Erstellt:
10. April 2024, 07:30 Uhr
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ca. 2min 53sec

Schulverweigerung ist ein Thema

Nicht alle Schülerinnen und Schüler auf Norderney nehmen es ernst mit der Schulpflicht

Nicht alle Schülerinnen und Schüler kommen regelmäßig zum Schulunterricht. Schulabsentismus ist ein Thema auf der Insel. Foto: Pixabay

Nicht alle Schülerinnen und Schüler kommen regelmäßig zum Schulunterricht. Schulabsentismus ist ein Thema auf der Insel. Foto: Pixabay ©

Norderney Schulabsentismus ist auch auf Norderney ein Thema. Schulverweigerung, oder wie auch gern umgangssprachlich als Schulschwänzen übertitelt, ist mittlerweile zu einem gesellschaftlichen Problem geworden. Immer häufiger bleiben einzelne Schülerinnen und Schüler dem Unterricht fern.

Schulabsentismus auf

Norderney

Auch für den Leiter der Kooperativen Gesamtschule (KGS) auf Norderney, Claus Huth, ist das ein Ärgernis. „Das Phänomen gibt es auch an unserer Schule. Die einen schaffen es manchmal nicht zur Schule zu kommen, weil sie übermüdet sind, andere kommen nicht, weil es von zu Hause toleriert wird“, beklagt Huth diese Entwicklung. Für den Direktor der KGS ist die Schulpflicht ein sehr hohes Gut, welche es zu bewahren und zu schützen gilt. „Man kann die Schulpflicht nicht beliebig ein- und aussetzen, so wie es einem gerade in den Kram passt.“ Die Pädagogen an der KGS führen akribisch Buch darüber, wer nicht zum Unterricht erscheint.

Allzu oft abwesende Pennäler werden dann im Sekretariat gemeldet und anschließend wird versucht, möglichen Ursachen für das Fernbleiben auf den Grund zu gehen. „Vermehrte Schulpflichtverstöße sind nun einmal kein Kavaliersdelikt, sondern müssen aufgearbeitet werden“, macht Claus Huth deutlich. Hier hilft an der KGS eine funktionierende Zusammenarbeit zwischen den Lehrkräften und Schulsozialarbeitern. Das Engagement geht dabei weit über die eigentlichen Aufgaben des Lehrerberufs hinaus. Es folgen darauf im Anschluss Beratungs- und vor allem auch Elterngespräche, um den möglichen Ursachen des Schwänzens oder, wie es Claus Huth formuliert, Schulabsentismus, näher auf den Grund zu gehen. Eine Steigerung der Schulverweigerung ist besonders in der Postcoronazeit festzustellen.

„Da haben die Schüler durch den erforderlichen Distanzunterricht bemerkt, dass man auch gut von zu Hause aus arbeiten kann und nicht unbedingt für das Lernen in die Klasse kommen muss“, erläutert Direktor Claus Huth eine mögliche Motivation, dass ein Fehlen in der Schule erklären könnte. Weitere Ursachen können zudem in psychologischem Stress oder auch Angststörungen liegen. „Da muss man bei jedem einzelnen Fall besonders genau hinschauen und eine gesonderte Bewertung vornehmen“, ergänzt der KGS-Leiter. Nur allzu oft liegen die Auslöser für die Schulverweigerung im außerschulischen Umfeld, oft wird im familiären Umfeld nicht so genau hingeschaut und die Ernsthaftigkeit und Bedeutung von Schule für die individuelle Entwicklung infrage gestellt.

Die Eltern sollten daher ermutigt und in den Prozess eingebunden werden, ihre Kinder zur Schule zu schicken und gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Die rechtzeitige Erkennung und gezielte Intervention sind entscheidend, um negative Folgen wie Schulabbrüche und schlechte Berufsperspektiven zu vermeiden. Bei lang anhaltendem Schulabsentismus ist eine umfassende Therapie notwendig. Diese kann soziale Fertigkeiten, Schlaf-Wach-Rhythmus, soziale Aktivitäten, spezielles Elterntraining und natürlich eine angemessene Beschulung umfassen.

Jede Schülerin und jeder Schüler hat unterschiedliche Gründe für Schulabsentismus. Individuelle Betreuung und maßgeschneiderte Lösungen sind daher wichtig. Dies kann durch persönliche Gespräche, Mentoring oder spezielle Lernpläne erfolgen. Zusammenarbeit mit Jugendämtern, Gesundheitsdiensten und gemeinnützigen Organisationen kann zusätzliche Unterstützung bieten.

KGS stemmt sich gegen die Entwicklung

Auf Norderney versucht man bei der KGS einiges, um solchen Entwicklungen entschieden entgegenzutreten. Zuletzt wurde eine zielorientierte Kooperation mit dem TuS Norderney vereinbart, um Schülern über den Sport Möglichkeiten der mentalen Festigung und der optimierten Freizeitgestaltung zu bieten. „Wir versuchen alles, um nach Lösungen zu suchen, aber alle lassen sich leider nicht mehr erreichen“, bilanziert Claus Huth aus seinen langjährigen Erfahrungen.

Nur den wenigsten der Schulabsentisten dürfte bekannt sein, dass unentschuldigtes Fehlen beim Unterricht eine Ordnungswidrigkeit darstellt und mit zum Teil hohen Bußgeldern geahndet werden kann. Bisher zumeist nur eine Androhung, aber zuletzt wurde das Prozedere doch das eine oder andere Mal in die Tat umgesetzt. Darauf ankommen lassen sollte man es daher nicht. jva

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